Hotspots, Flecken, Patches – Was die Ansammlung von Plastikmüll in Meeren bedeutet
- Gizem Bulut
- 17. Juli 2023
- 4 Min. Lesezeit
Die Verschmutzung der Ozeane durch Müll hat alarmierende Ausmaße erreicht. Insbesondere die sogenannten "Müll-Hotspots" oder "Garbage Patches" ("Müllflecken") sind zu einem Symbol der zunehmenden Umweltzerstörung geworden. In diesem Beitrag werfen wir einen genauen Blick auf diese Hotspots, ihre Auswirkungen auf die Meereswelt und die dringende Notwendigkeit von Maßnahmen, um dieses bedrohliche Problem einzudämmen.

Ein besonders bekannter Müll-Hotspot ist der Great Pacific Garbage Patch im Nordpazifikwirbel, der sich zwischen Hawaii und Kalifornien befindet. Er umfasst inzwischen eine Fläche von knapp 1,6 Millionen Quadratkilometern und ist damit viermal so groß wie Deutschland! Obwohl die Bezeichnung "Patch" irreführend ist, da es sich nicht um eine Insel aus Müll handelt, sondern um eine große Ansammlung von Abfällen über die gesamte Wasseroberfläche und sogar bis zum Meeresboden, ist der Great Pacific Garbage Patch zu einem Synonym für die Meeresmüll-Problematik geworden. Die Größe der Abfälle reicht von großen verlassenen Fischernetzen bis hin zu winzigem Mikroplastik, das mit bloßem Auge kaum erkennbar ist. Selbst auf Satellitenbildern ist aus diesem Grund kein riesiger Müllfleck zu erkennen. Das Mikroplastik des Großen Pazifischen Müllflecks kann das Wasser einfach nur trüb aussehen lassen, obwohl sich dort rund 80.000 Tonnen Plastikmüll befinden!

Diese riesige Menge an Müll sammelt sich an, weil vieles davon nicht biologisch abbaubar ist. Viele Kunststoffe z. B. nutzen sich nicht ab, sondern zerfallen einfach in immer kleinere Teile und werden so zu Mikroplastik. Doch das passiert nicht nur im Pazifischen Ozean.
Im Atlantischen Ozean gibt es sogar zwei große Garbage Patches: der North Atlantic Garbage Patch und der South Atlantic Garbage Patch. Diese Hotspots sind aufgrund der Meeresströmungen und Winde in der Region etwas kleiner als der Great Pacific Garbage Patch. Sie befinden sich im Nord- und Südatlantik und sind das Ergebnis von jahrelanger Verschmutzung durch Abfall. Der Nordatlantik-Garbage Patch liegt zwischen Europa und Nordamerika, während sich der Südatlantik-Hotspot zwischen Südamerika und Afrika erstreckt. Im Indischen Ozean gibt es ebenfalls eine Abfall-Ansammlung, die als Indian Ocean Garbage Patch bezeichnet wird. Sie liegt zwischen Afrika und Australien.
Die NASA hat eine anschauliche Visualisierung dieser fünf großen Müllflecken im Meer erstellt:
Die verheerenden Auswirkungen all dieser Müllflecken auf die Umwelt sind vielfältig. Meereslebewesen geraten in Gefahr, sich in den Abfällen zu verfangen, was zu Verletzungen und sogar zum Tod führen kann. Insbesondere verlorene Fischernetze, sogenannte "Geisternetze", stellen eine große Bedrohung für Meereslebewesen dar. Tiere können sich darin verfangen und verstricken. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass Tiere Plastik und andere Abfälle versehentlich fressen. Meeresmüll kann auch nicht einheimische Arten in neue Ökosysteme transportieren und das natürliche Gleichgewicht stören.
Neben den direkten Auswirkungen auf die Tierwelt besteht die Gefahr, dass Meeresmüll auch Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben könnte. Obwohl die genauen Folgen noch erforscht werden müssen, wissen wir bereits, dass der Mensch Mikroplastik aus verschiedenen Quellen, einschließlich Meeresfrüchten und Trinkwasser, aufnimmt.
Die Müll-Hotspots inmitten der Ozeane sind aufgrund ihrer Abgeschiedenheit und schweren Zugänglichkeit eine große Herausforderung für Wissenschaftler:innen. Dennoch ist es unerlässlich, Maßnahmen zu ergreifen, um diese Müll-Ansammlungen zu reduzieren und letztendlich zu verhindern. Die langfristige Lösung liegt in der Prävention, also in der Vermeidung von Müll im Meer. Eine verbesserte Abfallwirtschaft, das Vermeiden von Vermüllung und unsachgemäßer Entsorgung sowie bewusstere Konsumentscheidungen sind entscheidende Schritte, um das Problem an der Wurzel anzugehen.

Die Entfernung der bereits vorhandenen Plastikteilchen in Gewässern stellt eine enorme technische Herausforderung dar. Während Cleanup-Projekte wie zum Beispiel everwave Gewässer von Müll befreien, kann so leider nicht jeder Müll aus dem Wasser gesammelt werden. Insbesondere kleine Teilchen wie Mikroplastik sind schwer zu lokalisieren und breiten sich durch die Meeresströmungen aus. Durch ihre Größe sind sie außerdem schwierig zu erkennen und aus dem Wasser zu entfernen. Daher sollten unsere Bemühungen auch auf der Vermeidung von weiterem Müll liegen.
Der Zustand der Müll-Hotspots in den Ozeanen erfordert eine umfassende Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Unternehmen und der Gesellschaft. Nur durch gemeinsame Anstrengungen können wir die Quellen von Meeresmüll identifizieren und Maßnahmen ergreifen, um ihn zu reduzieren. Es liegt in unserer Verantwortung, das Bewusstsein zu schärfen, den Umgang mit Abfall zu verbessern und uns für eine saubere und gesunde Meeresumwelt einzusetzen. Nur so können wir diese verheerenden Müll-Hotspots langfristig eindämmen und eine nachhaltige Zukunft für unsere Ozeane schaffen.
Die Bewältigung der Müll-Hotspots in unseren Ozeanen erfordert eine Kombination aus technologischen Innovationen, politischem Engagement und einem bewussten Umdenken in unserer Gesellschaft. Es ist ermutigend zu sehen, dass weltweit Initiativen und Lösungsansätze entwickelt werden, um diesen Herausforderungen zu begegnen.

Ein vielversprechender und effektiver Ansatz ist die Veränderung des eigenen Konsumverhaltens. Eine Reduzierung des Plastikverbrauchs und eine verstärkte Nutzung von wiederverwendbaren Materialien können dazu beitragen, die Menge an Plastikabfällen zu verringern, die letztendlich in unseren Ozeanen landen. Regierungen und Unternehmen sollten dafür entsprechende Anreize schaffen, um nachhaltige Alternativen zu fördern und umweltschädliche Praktiken zu reduzieren. Doch natürlich liegt die Verantwortung nicht (nur) bei Individuen. Auch Staaten und Staatengemeinschaften sind verantwortlich, zur Behebung des Plastikproblems beizutragen.
Eine Art stellt die Förderung von Forschung und Entwicklung neuer Innovationen, die dem Umweltschutz dienen, dar. Projekte wie PlasticObs+ können durch Förderungen realisiert werden und haben dadurch die Chance, einen alternativen Umgang mit bestehenden Ressourcen wie Künstliche Intelligenz und Fernerkundung im Kampf gegen den Plastikmüll in der Umwelt aufzuzeigen.
Die Sensibilisierung und Bildung der Öffentlichkeit spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung des Plastikproblems. Durch Aufklärungskampagnen und Umweltprogramme können Menschen dazu ermutigt werden, ihren Beitrag zum Schutz der Umwelt zu leisten. Es ist wichtig, dass uns bewusst wird, dass unser Konsumverhalten direkte Auswirkungen auf die Umwelt hat und dass kleine Veränderungen in unserem Alltag einen großen Unterschied machen können.
Unternehmen und Produzennt:innen tragen ebenfalls einen großen Teil der Verantwortung, Maßnahmen zur Reduzierung der Umweltverschmutzung zu ergreifen, da sie eine bedeutende Rolle bei der Produktion und Verbreitung von Produkten spielen. Durch die Anwendung nachhaltiger Produktionsmethoden und Verwendung recycelbarer oder abbaubarer Materialien und umweltfreundlicher Alternativen können sie einen großen Beitrag leisten. Darüber hinaus sollten sie sich für eine umweltgerechte Abfallentsorgung einsetzen und damit Verantwortung für den gesamten Lebenszyklus ihrer Produkte übernehmen.
Die Bewältigung der Müll-Hotspots erfordert eine umfassende und koordinierte Anstrengung auf allen Ebenen. Es ist ein komplexes Problem mit vielschichtigen Verursacher:innen, das nicht von einer Einzelperson oder einer Organisation allein gelöst werden kann. Wir müssen uns gemeinsam dem Schutz unserer Ozeane und der Erhaltung der marinen Biodiversität verpflichten.
Durch innovative Technologien, eine nachhaltige Abfallwirtschaft, politisches Engagement und bewusstes Handeln können wir die Müll-Hotspots eindämmen und eine nachhaltige Entwicklung erreichen. Jede:r von uns kann einen Beitrag leisten, Verantwortung übernehmen und sich für den Schutz unserer Gewässer und Umwelt einsetzen. Das geht nur Hand in Hand – denn Umweltschutz ist Teamwork!
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